In Memoriam Herbert

Meine Wegbeschreibung mit ihm

In den 80 Jahren lernte ich einen Handelsvertreter durch einen Geschäftspartner kennen.

Er hieß Ernst Otto Bühler und wie ich erfuhr war er der Ortsvorsitzende der F.D.P. in Schwetzingen.

Nach einem längeren Gespräch über Politik lud er mich ein an einer Monatsversammlung teilzunehmen. Dem sagte ich zu und erschien auch.

Dort lernte ich einen Mann mit Hut kennen – Herrn Herbert Nerz. Wie ich erfuhr war er Gemeinderat.

Da mein Großvater früher auch Gemeinderat war hatten wir Gesprächsstoff genug und wir stellten fest, dass wir die gleichen politischen Ansichten hatten, nicht grade immer 100% der Parteilinie.

Schnell wurde aus Herr Nerz und Herr Fischer Herbert und Harald.

Daraufhin trat auch ich in die Partei ein.

Wir waren uns schnell einig dass der Wahlkampf das Non + Ultra für den OV ist und sein wird.

So klebten wir mit wechselnden Helfern die Wahlplakate und stellten die auf. Das machten wir noch bis vor ein paar Jahren. Auch organisierten wir so gut wie jeden Info Stand und waren immer präsent.

In Sachen Wahlkampf erlitt Herbert auch einmal eine herbe Niederlage – sein Sessel am Ratstisch wurde durch einen Republikaner besetzt.

Ich sagte ihm zum Trost nach der Wahl ist vor der Wahl und die nächste wurde dann wieder gewonnen.

Wenn wir schon von Wahlen reden – es war ein Herzenswunsch von Herbert, dass sein Freund Gerhard Stratthaus Bürgermeister wird.

Dazu traf sich der Ortsverband in der Stadiongaststätte, um eine Empfehlung auszusprechen.

Nach langer Diskussion stand es 5 : 4 für Herrn Stratthaus. Und Herbert war überzeugt, dass unsere Empfehlung mit zu seinem Erfolg beigetragen hat, es waren ganz wenige Stimmen die den Ausschlag
gaben.



Mit was hatten wir uns in den ganzen Jahren befasst, was war ärgerlich und was war positiv?

Sicherlich der Streit mit dem damaligen Kreisschatzmeister Alfred Konert, der dem OV aus Sippenhaft für nicht zahlende Mitglieder das ganze Geld abnahm und auch dafür sorgte dass ein groß
angelegter Event in der Stadiongaststätte fast ein Reinfall geworden wäre.

Herbert war stinke sauer – ja das konnte er auch sein.

Auch war ärgerlich dass wir mit dem Wahlkampfthema „Rettet die Kastanien“ – die auf dem Schlossplatz – trotz 2500 Unterschriften die nicht retten konnten. Herbert war erzürnt darüber, dass die Bewässerungsanlage verlotterte und nicht gepflegt war und man somit die Bäume absterben lies und die Bäume, die als Ersatz im Schlossgarten schon verschult waren, nicht verwendete.

Um den Verlust ein ganz klein wenig auszugleichen spendete Herbert eine Eiche die wir Ort Eingangs an der B36 gepflanzt haben.

Herbert wurde immer wieder mit solchen Sätzen wie: „ Du mit doine Bäähm“ konfrontiert. Er war schon GRÜNER bevor man von den Grünen Notiz genommen hat. Er war der Zeit weit voraus.


Ganz wichtig waren die Spargelessen mit hochkarätigen Ehrengästen.
Herausragend war das Spargelessen im Frankeneck mit der Ministerin Frau Leutheusser –Schnarrenberger . Es war über die Grenzen von Schwetzingen hinaus Tagesgespräch, was wir da auf die Beine gestellt hatten.

Auch haben wir mehrfach versucht Hans Dietrich Genscher zu uns eizuladen; das scheiterte.

Ebenfalls bei Westerwelle und Kinkel – dafür kamen Niebel, Gerhard und Döring.
Diese Spargelessen waren auch sehr gut besucht.

Für ein späteres Spargelessen war es der Wunsch von Herbert den Abt vom Kloster aus Heidelberg zu gewinnen. Und der sagte auch tatsächlich zu und es kam zu sehr interessanten Gesprächen zwischen
dem Theologen und den Liberalen – die ja größtenteils als Atheisten abgetan werden.

Ganz das Gegenteil dazu Prof. Kirchhoff den wir mehrfach eingeladen hatten bei uns auch überparteilich seine Thesen zu erläutern. Er kam auch nach vielen Telefonaten von Herbert und mir nicht; dabei sind seine Thesen doch Liberalismus pur. Schade.



Kommen wir wieder zu den Gemeinderatswahlen zurück. Herbert hatte die Idee Bernd Kraft, mich und sich als Karikatur auf ein Wahlplakat zu bringen.

Dazu hatte er extra mit „Tomicek“ kontakt aufgenommen. Es erregte Staunen, Heiterkeit, Zuspruch und war somit in vieler Munde – das Ziel war erreicht.


Und aus heutiger Sicht war und der Wahlkampf in Sachen Straßenbahn nach Heidelberg ganz wichtig Ich habe mein Abitur in Mannheim am WG gemacht und führ jeden Morgen mit dem Zug nach Mannheim. Einmal war die Strecke über Rheinau gesperrt und wir wurden mit einem Schienenbus über Friedrichsfeld zum Hauptbahnhof MA gekarrt. Das hatte ich nicht vergessen und sprach den Umstand an, dass man doch diese Möglichkeit nutzen sollte, so – mit einmal Umsteigen in
Friedrichsfeld – nach Heidelberg zu fahren ohne dass neue Schienen gelegt werden müssen. Und schon gar nicht über die Dörfer.

Herbert baute das Ganze dann aus mit dem Modell aus Kassel. Die Hauptbahnhöfe MA und HD abwerten und den „Kurpfalzstern“ in Friedrichsfeld zu kreieren. ( Kreuzung der ICE Linien, nähe
Flugplatz, nähe Autobahn, nähe OEG und natürlich die beiden Bahnlinien West – Ost und Süd – Nord)

Jahre später wurde diese Idee von Herrn Kern aufgegriffen nachdem wir ihm das bei einem Herrenfrühstück der SCG erläutert hatten.


Nicht unerwähnt will ich lassen, dass Herbert und ich auf Einladen der Bundesfraktion zwei mal in Berlin waren. Und wir uns ein Zimmer teilten und wir uns selbstständig ohne Führer ins Nachtleben
wagten. Ein Besuch im Friedrichstadtpalast war auch mit dabei.


Herbert hatte mehrere Vorsitzende erlebt, u.A. Herrn Bühler, Herrn Konrad, Herrn Dr. Feinauer und Herrn Drechsel vor meiner Zeit und nach mir Pierre und Murat.

Ich habe fast 20 Jahre als Vorsitzender mit ihm ausgezeichnet zusammengearbeitet und bin ihm für die gemeinsame Zeit sehr dankbar und auch stolz so einen Menschen gekannt zu haben.

Das letzte politische Thema das wir beide besprachen und was mir überlassen bleibt ist gegen den unsinnigen Kauflandkreisel auch in seinem Sinne weiter zu kämpfen, entweder dass der umgebaut
wird oder das nach der Brücke ebenfalls ein Kreisel gebaut wird.
Herberts Worte waren Idiotenkreisel.

Mit diesen Zeilen nehme ich Abschied von ihm – leider kann ich an seiner Trauerfeier nicht teilnehmen. Just an diesem liege ich nach einer OP im Kreiskrankenhaus Schwetzingen.

Meine Gedanken sind bei Isolde und seinen beiden Söhnen.

Harald Fischer